17.11.2018
Für die passende Musik zur Ausstellungseröffnung sorgte Johannes Wemmer. Mehrere Künstler aus Ungarn zeigen in der Aula der Geschwister-Scholl-Schule ihre Werke, von der Bensheimer Werkstatt sind die beiden hauptberuflichen Maler Robert Wilhelm und Jürgen Klaban vertreten.
Bensheim. Ein passenderes Bild hätte es wohl nicht geben können: Mitten im Dunkel ein heller Fleck. Darin stehen zwei Menschen unter einem gemeinsamen Schirm und reichen sich die Hand. Gemalt wurde das Bild von einem ungarischen Künstler. Zu sehen ist es in einer vom deutsch-ungarischen Freundeskreis Bensheim–Mohács organisierten Ausstellung, die am Donnerstag in der Aula der Geschwister-Scholl-Schule eröffnet wurde. Unter dem Titel „Kunst kennt keine Behinderung“ werden Arbeiten von Künstlern der Behindertenhilfe Bergstraße und des Mohácser Behindertenheimes Pándy Kálman gezeigt. [...]
Mit der Ausstellung komme aber noch ein zweites Thema zur Sprache, das für die Schule sehr wichtig sei: Integration. Als kooperative Gesamtschule bringe die Geschwister-Scholl-Schule nicht nur viele Realschüler zum Abitur – 50 Prozent der Abiturienten kommen aus dem Realschulzweig –, sondern auch viele Schüler der Intensivklassen in kurzer Zeit zu einem Schulabschluss. Neuland sei derzeit noch die Betreuung der Schüler mit Beeinträchtigung. Ganz besonders freue sie sich deshalb über die Ausstellung, sagte Lüdtke. [...]
Bürgermeister Rolf Richter dankte dem Freundeskreis für die Umsetzung des Projekts und betonte die Wichtigkeit der Freundeskreise bei der Verwirklichung von Städtepartnerschaften. Die Schule sei der passende Ort für die aktuelle Ausstellung, denn anders als bei Ausstellungen im Rathaus oder der Sparkasse kämen hier vor allem junge Menschen in Kontakt mit dem Thema Inklusion.
Der Bürgermeister von Mohács József Szekó rief dazu auf, Menschen mit Behinderung nicht zu unterschätzen. Die Ausstellung zeige die tiefen Gefühle und Gedanken der behinderten Menschen. Auch er dankte dem Freundeskreis und der Behindertenhilfe Bergstraße für das Zustandekommen der Ausstellung, auf ungarischer Seite aber ganz besonders der Leiterin des Mohácser Behindertenheimes Pándy Kálman, Kathy Kolutácz.
Zweimal in Budapest ausgestellt
Kathy Kolutácz berichtete über das Heim, das 1952 gegründet worden sei und heute 132 Behinderten und psychisch Kranken Betreuung biete – nach dem Grundsatz, nicht mehr Hilfe zu geben, als wirklich nötig sei. Die in den Werkstätten des Heims hergestellten Produkte werden im eigenen Laden verkauft. Es gibt Chor-, Musik- und Tanzgruppen sowie eine Keramik- und eine Malerwerkstatt. Seit acht Jahren sei man an einem Programm einer Budapester Galerie beteiligt und habe seitdem schon zweimal in der Hauptstadt ausgestellt.
Geschäftsführer Christian Dreiss stellte die Behindertenwerkstatt Bensheim vor. In der 1971 gegründeten Einrichtung arbeiten inzwischen etwa 600 Menschen. Mehr als die in der Werkstatt hergestellten Produkte seien es heute die Musiker und die Künstler, die der Öffentlichkeit zeigten, welche Leistung Menschen mit Behinderung erbringen könnten. Wichtig sei der Werkstatt, dass die Bilder für alle Menschen bezahlbar seien, denn Inklusion sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die langwierig ist und nur gelingen kann, wenn alle Stück für Stück mitarbeiteten.
Berthold Mäurer von der Stadtkultur ging auf die gezeigten Bilder ein und geriet ins Schwärmen: „Hier zeigen Menschen uns ganz frei ihre Seele. Es sind mit großer Kraft erzählte Geschichten, echt und unverbraucht, nicht gekünstelt“.
Die Ausstellung kann bis 3. Dezember zu den üblichen Öffnungszeiten der Schule besichtig werden: Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr.
Behindertenhilfe Bergstrasse
gemeinnützige GmbH
Darmstädter Straße 150
64625 Bensheim