29.08.2019
Nach der Ausstellung von Bildern der Künstler aus Mohács zusammen mit Malern der bhb in der Schollschule im vergangenen Jahr in Bensheim konnten nun die Bensheimer Bilder in Mohács gezeigt werden.
Kunst als Zeichen der Inklusion
Bensheim. Was im vergangenen Jahr in Bensheim seinen Anfang nahm, wurde jetzt in Mohács vollendet. Der deutsch-ungarische Freundeskreis Mohács und die Behindertenhilfe Bergstraße veranstalteten im November 2018 eine Kunstausstellung mit Bildern, gemalt von Künstlern des Behindertenheims in Mohács und der Behindertenhilfe.
Unter dem Motto „Kunst kennt keine Behinderung“ wurden die Bilder in der Aula der Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim der Öffentlichkeit präsentiert. Schirmherrn der Ausstellung waren die beiden Bürgermeister aus Bensheim und Mohács, Rolf Richter und József Szekó. Nachdem diese Ausstellung auf eine große Resonanz stieß, war schnell klar, dass man die Werke auch in der Bensheimer Partnerstadt gerne zeigen möchte. Als Termin wurde der 20. August auserkoren, immerhin ungarischer Nationalfeiertag,
Der 20. August wird zu Ehren von König Stephan I. abgehalten, der nicht nur als Gründer des christlichen Ungarns angesehen wird, sondern auch als wichtigster Heiliger des Landes. Ein gelungener Anlass für die Eröffnung dieser Ausstellung, zumal sich im Anschluss eine große Feierstunde im Bürgersaal des Mohácser Rathauses anschloss.
Einander die Hand reichen
Ein passenderes Bild hätte es nicht geben können. Mitten im Dunkel ein heller Fleck. Darin stehen zwei Menschen unter einem Schirm und reichen sich die Hand. Unter dem selben Motto wie in Bensheim „Kunst kennt keine Behinderung“ werden bis zum 1. Oktober Arbeiten junger behinderter Künstler aus Mohács und aus Auerbach gezeigt.
Es sei sehr wichtig, sich einander die Hand zu reichen. Der Austausch zwischen den Staaten, zwischen den Städten und zwischen den Menschen sei von zentraler Bedeutung, sagten unisono die beiden Bürgermeister im Mohácser Rathaus-Foyer. Rolf Richter dankte dem deutsch-ungarischen Freundeskreis für die Umsetzung des Projekts und betonte die Wichtigkeit der Freundeskreise bei der Verwirklichung von Städtepartnerschaften.
„Künstler, das sind nicht nur berühmte Maler wie Pablo Picasso. Die jungen Künstler aus Bensheim und Mohács bringen sich so selbst zur Sprache und setzen sich selbst um in Bild und Keramik.“ Die Werke seien ein Ausdruck innerer Gefühle. Mal freudig mit kräftigen Farben, mal traurig mit dunklen Tönen.
Die Ausstellung, da ist sich der Bensheimer Bürgermeister sicher, bietet ein Forum, das behinderte Menschen in die Gedankenwelt der Besucher bringe. Inklusion und Integration seien letztlich nur Worte, doch die Kunst sei die konkrete Umsetzung dazu.
Gute Kunst ist auch Arbeit. Genauso wie das Bauen eines Schrankes oder das Streichen einer Fassade erfordere auch das Malen auf Leinwänden Fähigkeiten wie Ausdauer, Konzentration, Selbstständigkeit, Aufmerksamkeit, Sorgfalt, Kritikfähigkeit. Sie seien bei Menschen mit psychischen Problemen aber häufig eingeschränkt – umso höher sei das Ergebnis zu bewerten. Besonders für Menschen, die ihre Emotionen verbal nicht gut ausdrücken könnten, sei das Malen eine tolle Ausdrucksform, so Rolf Richter.
Tiefe Gefühle und Gedanken
Der Mohácser Bürgermeister rief dazu auf, Menschen mit einer Behinderung nicht zu unterschätzen. Die Ausstellung zeige die tiefen Gefühle und Gedanken der behinderten Menschen. Auch Szekó dankte dem Freundeskreis und der Behindertenhilfe für das Zustandekommen der Ausstellung, gerade in Mohács. Neben dem Werkstattleiter der Behindertenhilfe, Stefan Karner, der zusammen mit seiner Frau die Bensheimer Bilder in die Partnerstadt gebracht und zusammen mit dem Mohácser Pädagogen László Berger ausgewählt und präsentiert hat, war bei der Eröffnung auch der Geschäftsführer der Behindertenhilfe Christian Dreiss dabei, ebenso wie der Vorsitzende des Freundeskreises Mohács Franz Müller und Stadtrat Andreas Born, der die ungarische Partnerstadt im Magistrat vertritt.
Besonders freute sich die Leiterin des Behindertenheimes Pándy Kálman, Kathi Kolutácz, die als Geschenk 20 wertvolle Bilderrahmen aus Bensheim erhielt, gespendet von Köhler-Chemie und dem deutsch-ungarischen Freundeskreis. Mit den neuen Bilderrahmen, eine Idee des früheren Bensheimer Kulturamtsleiters Berthold Mäurer, kommen die Mohácser Bilder noch besser zur Geltung.
Ausstellung in Budapest
Die Ausstellung ist bis Ende Oktober in Mohács zu sehen, danach werden die Auerbacher und Mohácser Exponate in Budapest gezeigt. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von der Trommlergruppe des Behindertenheims Mohács und dem Chor, der die Europahymne sowohl in ungarischer als auch in deutscher Sprache sang.
Wenn im Oktober eine Gruppe Mohácser zum 30-jährigen Bestehen des deutsch-ungarischen Freundeskreises an die Bergstraße kommt, ist sie auch willkommen zu einem Besuch in der Behindertenhilfe Auerbach, so deren Geschäftsführer Christian Dreiss.
Behindertenhilfe Bergstrasse
gemeinnützige GmbH
Darmstädter Straße 150
64625 Bensheim