03.12.2024
Yannick und Roman Geiger sind nicht nur Brüder, sondern sie arbeiten auch zusammen: Yannick, der seit einem Unfall im Kindesalter schwerbehindert ist, wird als Klient der Tagesförderstätte der Behindertenhilfe Bergstrasse (bhb) in Lorsch gefördert.
Roman arbeitet dort als Heilerziehungspfleger. Dass er diesen Beruf ergreift, war Yannicks Wunsch. Als Roman nach dem Abitur nicht wusste, wie es beruflich weitergehen soll, hat sein ältester Bruder ihn überzeugt, ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Einrichtung zu machen, der er selbst seit 2009 angehört. Während des FSJ wurde Roman klar, dass Heilerziehungspfleger nicht nur Beruf, sondern Berufung für ihn ist. Er hat diese Entscheidung nie bereut und freut sich, bis heute in der Nähe seines Bruders arbeiten zu können. Die beiden kommunizieren durch Gebärden und verstecken in den Zeichen auch einige Insider aus dem Leben zu Hause. Schließlich verstehen sich die Brüder gut und sie haben gemeinsame Interessen: Sie gehen zusammen auf Konzerte oder ins Kino und der Familienurlaub ist ein fester Bestandteil des Jahreskalenders. Auch die Liebe zu Tätowierungen teilen die beiden und sie haben sich schon einige gleiche Tattoos als Zeichen ihrer Verbundenheit stechen lassen. Yannik trägt an der rechten Hand außerdem ein tätowiertes „R“ für Roman und ein „L“ für Lukas, den mittleren Bruder der beiden.
„Musterbeispiel für Inklusion“
Roman schätzt an seinem Bruder, dass er Humor hat, eine wahre Frohnatur ist und jeden Tag mit einem Lächeln beginnt. Durch Yannicks positive Einstellung rücken für ihn viele Probleme in den Hintergrund. Roman ist überzeugt: „Jedem Menschen würde es guttun, eine Woche mit meinem Bruder zu verbringen.“ Durch die Wesenszüge des sechs Jahre älteren Yannick konnte Roman Selbstvertrauen gewinnen und erfahren, was bedingungslose Liebe bedeutet. Denn sein ältester Bruder war immer für ihn da. Doch auch Roman sorgt sich um Yannick. Die Betreuung inklusive der pflegerischen Tätigkeiten übernimmt er auch bei Familienfesten oder wenn seine Eltern nicht zu Hause sind.
Für Roman ist Yannicks Behinderung normal; er war noch ein Säugling, als der Unfall passiert ist. Und auch wenn er in seiner eigenen Kindheit und Jugend manchmal mehr Platz für Yannicks Bedarfe als für seine waren, weiß er die Leistung seiner Eltern zu schätzen: „Sie sind ein Musterbeispiel für Inklusion.“
Aus anderen Familien mit Behinderung weiß er, dass es nicht überall so gut läuft wie bei ihnen. „Schattenkinder“ werden die Geschwister behinderter Kinder umgangssprachlich genannt, weil sie buchstäblich im Schatten der Bedürfnisse ihrer Brüder und Schwestern stehen.
Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember
Die Behindertenhilfe Bergstrasse gGmbH ernennt anlässlich des diesjährigen Welttags der Menschen mit Behinderung Yannick und Roman Geiger zu den Botschaftern der bhb.
Der internationale Tag der Menschen mit Behinderung wurde von den Vereinten Nationen ausgerufen und wird seit 1993 jährlich am 3. Dezember begangen. Ziel ist es, die Belange von Menschen mit Handicaps zu stärken.
Behindertenhilfe Bergstrasse
gemeinnützige GmbH
Darmstädter Straße 150
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